Der Weltfrauentag ist am 08.03.2019 zum ersten Mal ein gesetzlicher Feiertag in Berlin. Initiiert wurde der Weltfrauentag von der deutschen Sozialistin Clara Zetkin auf dem zweiten Kongress der sozialistischen Internationale in Kopenhagen im August 1910. Zum ersten Mal fand der Internationale Frauentag am 19.03.1911 statt und seit 1921 wird der Weltfrauentag am 8. März begangen. Die UN-Generalversammlung erkannte 1977 den 8. März als Internationalen Frauentag an.

Die Berliner freuen sich über diesen zusätzlichen Feiertag, zumal sie mit 9 gesetzlichen Feiertagen die wenigsten von allen Bundesländern hatten (https://de.wikipedia.org/wiki/Gesetzliche_Feiertage_in_Deutschland). In diesem Jahr nutzten die sie diesen Tag vor Allem für Demonstrationen, aber auch für Unternehmungen, Erholung und zum Shoppen in Brandenburg.

Wie aber wird ein Feiertag im Knast erlebt? Um das herauszufinden führte ich am 8. März einige Gespräche mit den von mir begleiteten schwulen Häftlingen in der JVA Tegel. Alle befragten Insassen waren der Meinung, dass sich dieser gesetzliche Feiertag nicht besonders anfühlt. Ein Häftling sagte: „Es ist ein ganz normaler Tag wie am Wochenende. Es gibt kein besonderes Essen oder kleine Päckchen mit Süßigkeiten, wie zu Weihnachten“.

Ein Vorteil besteht darin, dass der Aufschluss der Hafträume um 9:05 Uhr erfolgt, statt um 6:00 Uhr, wie an einem normalen Werktag und man so länger schlafen kann. Ein weiterer Vorteil bestünde darin, dass die Dauer der Freistunden von 2 Stunden auf 4 Stunden ausgeweitet wird.

Für diejenigen Häftlinge, die Arbeit haben, fällt an einem Feiertag die Arbeitszeit weg. Dabei nehmen sie negativ wahr, dass sie an diesem Tag kein Geld verdienen können (ca. 20 €) und somit das finanzielle Polster für die Zeit nach der Entlassung nicht wachsen kann. Die Arbeitszeit wird außerdem wegen der sozialen Kommunikation mit den Kollegen geschätzt. Zusätzlich wird die Zeit bei der Arbeit als schwuler Schutzraum empfunden, da unter den Kollegen die Wertschätzung wesentlich höher ist, als das auf der Station der Fall ist. Durch den Feiertag fällt dieser Schutzraum weg. Die ständig spürbare stark ausgeprägte Homophobie der Mithäftlinge wird auf Station als wesentlich dominanter und bedrohlicher wahrgenommen, weil die schwulen Insassen dort auch mit den Häftlingen zusammen sein müssen, von denen sie nicht akzeptiert werden.

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